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Hochgenuss im Schnee

Herbst-Skifahren auf fünf Tiroler Gletschern

von Mareike Kratt

 

Die Herbstferien stehen vor der Tür, und wer es jetzt schon nicht mehr abwarten kann, seine Schwünge mit Ski oder Snowboard in den Schnee zu ziehen, der sollte einen Blick über die Landesgrenze nach Österreich werfen: In den fünf Gletscherskigebieten in Tirol laufen die Lifte über 3000 Höhenmeter bereits im Herbst und bieten das eine oder andere Schnee-Schmankerl an. Für Kurzentschlossene lohnt sich sogar ein Wochenend-Trip nach Sölden. Dort findet vom 26. bis 28. Oktober der Auftakt der Ski-Weltcupsaison statt.

Kaunertaler Gletscher
Der Kaunertaler Gletscher ist der westlichste der fünf Tiroler Gletscher und somit am nähesten an der deutschen Grenze gelegen. Er ist gerade beim jüngeren Publikum sehr beliebt. Viele Nachwuchssportler aus den Skivereinen in Baden-Württemberg trainieren hier im Herbst.
Eine der Besonderheiten des Gletschers ist seine Lage: Eine Panoramastraße mit traumhaften Ausblicken führt mitten ins Skigebiet. Auf den breiten, insgesamt 14 Naturschnee-Pisten  ist viel Platz und an den neun Liften gibt es kaum Wartezeiten. Wer gut trainierte Oberschenkel hat, kann von der Bergstation der Karlesjochbahn auf 3108 Metern, höchstgelegener Punkt des Skigebiets, bis zur Talstation der Ochsenalmbahn auf 2150 Metern durchfahren.
Dieses Jahr wurde der Snowpark am Kaunertaler Gletscher verlegt. Neu im Park ist ein Nature-Run mit neuer Jib Line. Freerider erfreuen sich an dem gut ausgebauten »check your line«-Konzept, mit dem die Routen und Variantenabfahrten abseits der präparierten Pisten markiert sind. Das Freeride Testival für Off-Piste-Fahrer findet in dieser Saison vom 30. bis 31. März 2019 statt.

 

Kaunertaler Gletscher

Rasante Carvingschwünge entlang der Karlesjochbahn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Daniel Zangerl/Kaunertaler Gletscher

 

 

Pitztaler Gletscher
Etwas weiter östlich liegt der Pitztaler Gletscher, dessen Skigebiet sich von 1640 bis 3440 Höhenmetern erstreckt. Die Gäste können sich an 12 Liften und 29 Skipisten austoben. Was man am Pitztaler Gletscher gemacht haben muss: einen Kaffee auf 3440 Metern Seehöhe auf der Panoramaterrasse mit Blick auf die Wildspitze trinken. Höher kommt man mit keiner Seilbahn, und es gibt auch kein Café in Österreich, das höher liegt. Von der freischwebenden Panoramaterrasse des modernen Gebäudes blickt man direkt auf die Wildspitze, mit 3774 Metern Tirols höchster Gipfel. Hier oben gibt es nicht nur Österreichs höchsten Kaffee, sondern auch den höchsten, also spätesten Sonnenuntergang Tirols.
Im kommenden Winter neu ist die Skikarte »Gletscherpark Card Ski & Schnee Winter«, die das Skifahren in sechs Skigebieten ermöglicht. Außerdem eröffnet dieses Jahr der Dynafit Skitourenpark, welcher gleichzeitig der erste Skitourenpark Tirols ist. Hier können Anfänger sowie Fortgeschrittene bereits im Herbst bis weit in den Frühling hinein Tourenmöglichkeiten in drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden testen – mit oder ohne Guide. Im Dezember wird auf dem Pitztaler Gletscher außerdem das Gletscherdorf eröffnet – das höchste Iglu-Dorf der Welt, das bis zu 50 Gästen einen Platz zur Übernachtung bietet.

 

Pitztaler Gletscher

Mit der Wildspitzbahn geht es auf 3440 Meter hoch hinaus. Hier oben schmeckt der Kaffee besonders gut.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Pitztaler Gletscher

 

 

Gletscherskigebiet Sölden/Ötztal
Das Gletscherskigebiet rund um Sölden ist sehr abwechslungsreich: Der Rettenbachgletscher bietet einen rasanten Weltcuphang und eine 15 Kilometer-Superskipiste. Von dort führt ein Tunnel zum Tiefenbachgletscher. Im Skigebiet, das von 1350 bis 3340 Höhenmeter geht, befinden sich drei Dreitausender, die sich über die BIG3 Ralley alle an einem Tag abfahren lassen. Oder man stellt sich den Aufgaben des Adrenalincups: Zehn Disziplinen von Riesenslalom über Buckelpiste bis Winterwandern. Alles wird elektronisch gemessen und ausgewertet.
Ein Saisonhöhepunkt steht in Sölden ganz kurz bevor: das FIS Skiweltcup-Opening vom 26. bis 28. Oktober. Hier messen sich beim ersten Riesenslalom der Saison Felix Neureuther, Viktoria Rebensburg und Co. mit den übrigen Stars des alpinen Skirennlaufs.
Vermutlich am 15. November öffnet dann das gesamte Skigebiet Sölden, das mit 31 Liften und 46 Skipisten internationales Publikum anlockt. Das Restaurant ice Q am Gaislachkogl auf 3048 Metern ist schon jetzt eines der bekanntesten Gebäude des Skigebiets. Der beeindruckende Glaskubus diente beim letzten James-Bond-Dreh zu »Spectre« als Filmkulisse. Nun wird es erstmals dazu eine Kinoinstallation auf dem Gipfel des Gaislachkogls geben, die es so an keinem anderen Bond-Drehort in der Welt gibt.

Weitere Event-Highlights im Gletschergebiet sind das Electric Mountain Festival sowie das legendäre Gletscherschauspiel Hannibal am 12. April 2019.

 

Rettenbachgletscher Sölden

Traditionell am letzten Wochenende im Oktober trifft sich die Elite des alpinen Skirennlaufs zum ersten Riesenslalom-Weltcup der Saison.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Ötztal Tourismus

 

 

Stubaier Gletscher
Mit 26 Liftanlagen und 64 Pistenkilometern ist der Stubaier Gletscher das größte Gletscherskigebiet Österreichs. Dank dem BigFamily Ski Camp und der BigFamily Fun Slope gilt es außerdem als ein besonders familienfreundliches Skigebiet. Ein großer Pluspunkt: Kinder unter zehn Jahren fahren in Begleitung eines zahlenden Elternteils kostenfrei Ski. Snowboarder und Freeskier lieben den Stubaier Gletscher wegen des Snowparks Stubai Zoo, einer der besten Snowparks weltweit.
Vom 8. bis 11. November kann beim SportScheck Gletscher-Testival neues Skimaterial getestet werden, vom 22. bis 24. November findet der FIS Freeski World Cup Stubai statt.
Das Powder Department bietet Freeridern 13 GPS-getrackte Freeride Runs, Checkpoints und eine LVS-Trainingsanlage am Stubaier Gletscher. Weitere besondere Angebote belegen, dass man sich hier tatsächlich im »Königreich des Schnees« befindet: Nahe der Bergstation Eisgrat, auf die seit vergangenem Winter die neue 3S-Eisgratbahn mit ihren von Pininfarina designten Kabinen für bis zu 32 Personen hinauffährt, befindet sich die rund 200 Meter lange Eisgrotte mitten im Gletschereis auf knapp 3000 Metern. Hier kann man alles über die Entstehung der Gletscher lernen. Auf der Gipfelplattform Top of Tyrol auf 3210 Metern kann man eine traumhafte Panoramaaussicht genießen.

 

Stubaier Gletscher

Mit der neuen 3S-Eisgratbahn geht es ins Tiefschneerevier über 3000 Meter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Stubaier Gletscher/André Schönherr

 

 

Hintertuxer Gletscher
Der Hintertuxer Gletscher ist Tirols östlichster Gletscher und das einzige Ganzjahres-Skigebiet Österreichs. Ab Herbst stehen den Skifahrern von 1500 bis 3250 Höhenmetern 60 Kilometer Gletscherpisten zur Verfügung. Erst im vergangenen Winter wurde die neue Funslope am Sommerberg gebaut, sie macht ihrem Namen alle Ehre: Wellen und Steilkurven können von jedem Skifahrer oder Snowboarder befahren werden, da die Hangneigung sehr moderat ist. Für manch einen ist die Funslope die Vorstufe zum Einstieg in den Betterpark Hintertux, den Snowpark auf dem Gletscher.
Etwas ganz Besonderes auf dem Hintertuxer Gletscher ist auch die begehbare, natürliche Gletscherspalte, der Natur Eis Palast. Hier ist unter anderem der eisige Tuxer Riese zu Hause, die Eiszapfen glitzern und man kann viel über die Entstehung der Gletscher lernen. Übrigens: Auf dem See im Natur Eis Palast kann man auch per Stand Up-Paddeling oder im Schlauchboot eine Runde drehen.
Im Winter wächst das Skigebiet zur Ski- und Gletscherwelt Zillertal 3000 und hat dann insgesamt 196 Pistenkilometer. Für alle Skifahrer, die nicht nur auf dem Gletscher Skifahren möchten, gibt es den Zillertaler Superskipass, der ab zwei Tagen auf insgesamt 530 Pistenkilometern gilt.
Im März 2019 findet die Kölsche Woche statt, und am 12. April spielen beim Hintertuxer Gletscher Open Air die »Höhner«.

 

Hintertuxer Gletscher

Ein Boot auf dem Gletscher? Im Natur Eis Palast geht das. Hier kann man die abenteuerlichen Eishöhlen mit dem Schlauchboot durchqueren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Foto: Hintertuxer Gletscher