Text: Jasmin Cools
Fotos: Sebastian Wehrle, Daniel Glunk
Sie feiert zu Rapper Apache 207, liebt ihre Heimat wie keine andere und lässt auf ihr Schwäbisch nichts kommen – und genau das ist es, was ihre Follower an ihr lieben. Anina Glunk aus Winzeln ist eine DER Influencerinnen im Kreis Rottweil und Umgebung.
Bis es soweit war und die 29-Jährige wirklich Geld mit ihrem Hobby verdienen konnte, hat es allerdings eine Zeit gedauert. Und Anina weiß auch: Das Thema Instagram und Influencer ist in der ländlichen Gegend immer noch nicht richtig angekommen. Von manchen wird sie für ihre Stories und Postings belächelt. Die könne man aber an einer Hand abzählen, sagt die Mutter einer sechsjährigen Tochter. »Viele verstehen es einfach nicht.« Trotzdem seien negative Kommentare nur schwer wegzustecken. »Die Hemmschwelle ist auf Instagram natürlich auch sehr niedrig. Nur wenige Menschen würden mir das auch ins Gesicht sagen«, weiß sie.
Von ihrem Weg bringt das die 29-Jährige aber nicht ab. Sie hat schon immer ihr Ding durchgezogen – und eckte damit in der Vergangenheit manchmal an. Etwa in ihrem ersten Job als zahnmedizinische Angestellte, als sie aufgrund ihrer Piercings, Tattoos und wechselnden Haarfarben kritisch beäugt wurde. »Ich habe mich noch nie gerne einschränken lassen. Ich bin der Typ, der gern frei ist«, sagt die selbstbewusste junge Frau, die in Beffendorf aufgewachsen ist.
Als sie dann schwanger wurde, war ihr klar, dass die Zeit für einen Break gekommen ist. Anina beschloss, nicht mehr in ihrem alten Beruf zu arbeiten. Ihr Mann Daniel stärkte ihr dabei den Rücken: »Du machst jetzt mal, was du willst«. Das tat Anina und bewies damit eine Menge Mut. Mut, neue Wege zu gehen, sich neu zu erfinden und das zu tun, worauf man Lust hat, auch wenn es ein harter Weg ist.
Anina widmete sich ihrer eigentlichen Passion, dem Thema Haare und Make-up. Eine weitere Ausbildung kam jedoch aufgrund ihrer Tochter nicht in Frage. Die damals 23-Jährige wusste auch, dass sich im Prinzip jeder »Make-up-Artist« nennen darf und die Konkurrenz groß ist. Also musste sie sich von der Masse abheben.
Anina stürzte sich in das Projekt. »Ich bin so eine 10.000-Prozentige. Wenn ich etwas mache, dann immer mit ganzem Herzen.« Sie besuchte eine Friseurschule, eignete sich Wissen an, machte bei jedem Make-up-Artist in der Umgebung und darüber hinaus ihre Aufwartung, entwarf ein eigenes Logo und klebte ihr Auto von oben bis unten mit Werbung für sich selbst voll. Innerhalb kurzer Zeit war Anina Glunk im Geschäft und ständig ausgebucht.
2017 wurde das Business dann quasi zum Selbstläufer. Ihr Mann Daniel hatte im Urlaub das Fotografieren für sich entdeckt und avancierte innerhalb kürzester Zeit zum Profi. Von nun an arbeitete das Ehepaar oft zusammen. »Es gab Zeiten, da hatte ich drei Bräute pro Wochenende.« Doch die Winzlerin ruhte sich nicht auf ihrem Erfolg aus. Stillstand kam nicht in Frage.
Eines Tages entschied sie, dass sie mit einem randvollen Terminkalender auch nicht glücklich werden würde. »Als meine Tochter meinte: ›Gehst du schon wieder arbeiten‹ wusste ich, dass es so nicht mehr geht.« Anina fühlte sich eingeengt, zumal sie zu dieser Zeit auch noch begann, halbtags im Fitnessstudio zu arbeiten.
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