Ein Hauch Disney-World zur Christmas Time
von Mareike Kratt
Singende Weihnachtsmänner, trällernde Rentiere, leuchtende Schneeflocken und eine flackernde Lichtershow – manch ein Deutscher zelebriert seine Weihnachtsbeleuchtung regelrecht wie in Amerika. WALDRAUSCH stellt ein paar optische Highlights vor.
LED-Lämpchen, eine Lichterkette, oder vielleicht ein bunter Leuchtschlauch – viele verschönern zur Adventszeit Garten, Wohnung oder Haus und freuen sich über den Glanz, den die Lichter in die
dunkle Jahreszeit bringen. Doch mit solchen Kinkerlitzchen gibt sich Thomas Bittelmeyer nicht zufrieden. Wo bei anderen 20 oder 50 Lämpchen gegen die Dunkelheit
ankämpfen, montiert der Friedrichshafener über 60.000 – und ein Lichtermeer flutet täglich fünf Stunden lang durch die Nacht.
Thomas Bittelmeyer bringt damit ein bisschen Amerika in den Stadtteil Ailingen. Seit über 25 Jahren frönt er dieser großen Leidenschaft. Und weil Weihnachten noch nicht genug ist, startet er
Jahr für Jahr schon zu Halloween in die »Saison«. Und sobald die Geister, Gespenster und rotäugigen Riesenspinnen den Platz räumen, geht es an den Aufbau der fröhlichen Weihnachts-Fantasywelt
– in Bäumen und Büschen, auf dem Rasen, an der Fassade, auf dem Dach. Meterhohe, luftgefüllte Figuren leuchten durch die Nacht, Sterne glänzen, Weihnachtsmusik lässt die Luftmoleküle tanzen –
und die programmierten Lichter. Ein Hauch Disney umweht dann den Ort am Bodensee, weil der Hausherr jedes Jahr beim größten amerikanischen Hersteller neue Stücke ordert. Und der beleuchtet
auch die komplette Disney-World. Von diesem Ausmaß ist Thomas Bittelmeyer noch ein Stückchen entfernt, aber seine blinkende Mini-Christmas-World zieht bis Anfang Januar Tag für Tag Hunderte
Weihnachtsfans in den Ailinger Kiebitzweg.
Thomas Bittelmeyer ist nicht der einzige, der Weihnachten am liebsten bunt leuchtend begrüßt. Da ist zum Beispiel auch Thorsten Grüger. Als der sein Haus in Karlsruhe-Neureut gebaut hat, hat er bereits an die Weihnachts-Deko gedacht und Leerrohre für den Strom nach draußen verlegt. Und dann kam die Erleuchtung: Er sah ein Video der »Christmas Light Show« von Matt Johnson. Da war es um ihn geschehen: »Das versuchst du auch.«
Gesagt, getan: Heute zieren 30.000 LED-Pixel, jeweils bestehend aus drei LEDs und einem kleinen Mikrochip, sein Haus und zeigen Abend für Abend eine ausgefeilte Performence. Gesteuert wird das Ganze über ein Programm aus den USA namens »Xlights«. »Das wird von genauso Verrückten wie mir dort kostenlos programmiert, weiterentwickelt und zur Verfügung gestellt«, erzählt Thorsten Grüger. Aus dem Spaß ist sogar ein kleiner Online-Shop geworden. »Das Zeug gibt es ja nicht auf dem Markt«, sagt Grüger. Der Clou in diesem Jahr: Es gibt Teile zu kaufen, die Grüger selbst entwickelt hat.
Ganz Deutschland ist im Deko-Fieber. Auch im Norden und Westen werden die Grundstücke kräftig rausgeputzt:
In Völklingen im Saarland ist Sven Berrar seit dem 1. Oktober damit beschäftigt, 67.000 Lämpchen und mehr als 300 beleuchtete Figuren aufzustellen. Wozu? »Das ist Balsam für die Seele.«
In Delmenhorst bei Bremen gibt es auf dem Grundstück von Sven Borchart »nicht einen Baum oder Busch, der nicht beleuchtet ist.« Geschätzter Wert der rund 55.000 Lichter: »ein Mittelklassewagen«.
In Barnitz in Schleswig-Holstein holen Heinrich und Brunhilde Rahlfs ein Stück schwedische Weihnacht nach Deutschland. Jedes Jahr werden neue Teile importiert, mittlerweile füllen die Deko-Artikel – wenn sie nicht gerade im schönsten Glanz leuchten – zwei Lastwagen.