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Narri-Narro im Süden

Hochburgen der schwäbisch-alemannischen Fasnet

von Mareike Kratt

 

Kaum hat das neue Jahr begonnen, übernehmen vielerorts Narros und Spättli, Bobbele und Teufel, Jokili und Hexen das Regiment auf den Straßen. Wie keine andere Tradition verkörpert die schwäbisch-alemannische Fastnacht, Fasnet oder Faschenacht gelebtes Brauchtum in den katholischen Teilen Baden-Württembergs. Lust auf einen Streifzug durch die Hochburgen?

 

Im Unterschied zum rheinischen Karneval beginnt der Reigen der schwäbisch-alemannischen Fastnachtsbräuche meist erst am Dreikönigstag mit dem Reinigen des Häs, der traditionellen Narrenkleidung. Die bunte Vielfalt und über Jahrhunderte entwickelte regionale Unterschiede machen das Narrenhäs zu einem der Kennzeichen der Fasnet. Handgeschnitzte Masken, kunstvolle Gewänder, aufwändige Materialien – jeder Ort hat hier seine eigenen Traditionen. Wer an den Fastnachtstagen durch Baden-Württemberg reist, kann aus einer Vielfalt an Veranstaltungen und Bräuchen, Umzügen und Narrengerichten, Narrensprüngen, Fasnetsmessen und Schwerttänzen wählen.

 

Buchen (Odenwald)
Ganz oben im Norden Baden-Württembergs gelegen, wird das Odenwald-Städtchen Buchen am Ende des Winters zu einer Hochburg der »Faschenacht«. Höhepunkt der zahlreichen Veranstaltungen ist der »Gänsmarsch«, der jeden Fasnetssonntag ab 14.11 Uhr stattfindet. Maskierte Fußgruppen kommen aus allen Teilen der Stadt und lassen den Umzug zu einem Narrengericht werden, das aktuelle Themen und Personen aus der Region auf die Schippe nimmt. Nicht zu übersehen sind die zahlreichen »Huddelbätze«, mit bunten Flickenkleidern aus hunderten Stofffetzen gekleidete Narren, die das Bild der »Faschenacht«prägen.
www.buchen.de

Foto: (c) Oberschwaben Tourismus
Foto: (c) Oberschwaben Tourismus

Das Schorrenweible unterwegs auf den Buchener Straßen.

 

 

Sigmaringen (Schwäbische Alb)
»Nauf auf d’ Stang, nauf auf d’ Stang« ertönt es am Fasnetsdienstag, wenn die Stadt ab 10 Uhr beim historischen Bräuteln auf dem Marktplatz ihren Ausnahmezustand erlebt. Am Marktbrunnen zwischen Hohenzollern-Schloss und historischem Rathaus werden alle jungverheirateten Männer »gebräutelt« – ein uralter Brauch, bei dem die Männer auf einer Stange um den Brunnen  getragen werden.
www.sigmaringen.de

 

Foto: (c) Tourismus Sigmaringen
Foto: (c) Tourismus Sigmaringen

Bräuteln auf dem Sigmaringer Marktplatz

 

 

Schömberg (Schwäbische Alb)
Im Mittelpunkt der Schömberger Fasnet steht der jeweilige Jahrgang der »Zwanzger«, für die das Ereignis einen Höhepunkt ihrer Jugendjahre bedeutet. Von Sonntag bis Dienstag ist der Ort fest in der Hand der Narren. Beim Schömberger Narrentanz, dem »Bolanes«, dominieren zwei traditionelle Figuren das Geschehen: Der »Fuchswadel« und der »Fransennarr« bevölkern zu Hunderten mit ihren bunten Gewändern und den aufwändigen hölzernen Masken die Stadt. Gleich an drei Tagen kann man sich bei Umzügen ein Bild von ihnen machen: Am Sonntag ab 14 Uhr, am Montag ab 10.31 Uhr und noch einmal am Fasnetsdienstag um 11 Uhr.
www.narrenzunft-schoemberg.de

 

Foto: (c) Nils Horst
Foto: (c) Nils Horst

Die Schömberger Fasnet erreicht mit dem Bolanes ihren Höhenpunkt.

 

 

Rottweil (Schwarzwald)
Mit 4000 Narren und 20 000 Zuschauern ist der Rottweiler Narrensprung Jahr für Jahr eine der bekanntesten Veranstaltungen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Montagmorgens um 8.00 und noch einmal am Fasnetsdienstag um 14 Uhr strömt aus dem Schwarzen Tor der bunte Reigen der Rottweiler Narren zu einem mehrstündigen Umzug durch die historische Altstadt. Federahannes und Guller, Gschell und Schantle bevölkern die Stadt mit ihren hölzernen Masken und necken die Besucher am Straßenrand.
www.rottweil.de/de/Tourismus/Rottweiler-Fasnet

 

Foto: (c) Wulf Wagner
Foto: (c) Wulf Wagner

Das Gschell der Rottweiler Fasnet

 

 

Schramberg (Schwarzwald)
Seit den 1930er Jahren gibt es in Schramberg am Fasnetsmontag die traditionelle »Bach Na Fahrt« auf der Schiltach. Zahlreiche fantasievoll geschmückte Holzzuber fahren ab 13 Uhr im eiskalten Wasser »da Bach na«. Vierzig Teams dürfen jedes Jahr an den Start. Wer es trockenen Fußes ans Ziel schafft, wird mit dem Ruf »Pforz trocke« empfangen. Fällt man »batsch nass« ins Wasser, hat man den lauthalsen Spott der Zuschauer gewiss auf seiner Seite.
www.narrenzunft-schramberg.de

 

Foto: (c) Nils Horst
Foto: (c) Nils Horst

Die »Bach Na Fahrt« in Schramberg als feucht-fröhliches Spektakel

 

 

Elzach (Schwarzwald)
Zentrale Figur der Elzacher Fanet ist der Schuttig: Die Narrenfigur mit ihrem roten Zottelgewand, der schaurigen Holzmaske und dem Schneckenhut geht auf die »wilden Männer« zurück, die im Volksglauben des Mittelalters als Winterdämonen galten. Beim Großen Schuttigumzug am Fasnetssonntag und am Fasnetsdienstag (jeweils 15 Uhr) lassen sich die bis in die Barockzeit zurückreichenden Masken in ihren zahlreichen Variationen bestaunen. Besonders dämonische Wirkung entfalten sie während des Fackelumzugs am Sonntagabend, wenn ab 20 Uhr die ganze Altstadt in Fackellicht getaucht wird.
www.elzach.de/tourismus/fasnet/

 

Foto: (c) Achim Mende
Foto: (c) Achim Mende

Der Elzacher Fratz

 

 

Bad Waldsee (Oberschwaben)
Bis ins 15. Jahrhundert reicht die Tradition der Fasnet im oberschwäbischen Bad Waldsee zurück. Beim »Schrättelestanz« zum Auftakt am Mittwoch übernehmen die Narren das Ruder. Um Mitternacht tanzen die »Schrättele« in Hexengestalt um das Feuer, bis sie von »Faselhannes« und »Narro« vertrieben werden. Nach Narrensprung am Donnerstag, Narrenmesse am Sonntag und Umzügen am Fasnetsmontag und Fasnetsdienstag werden die Besen verbrannt und die »verstorbene« Fasnet in Form einer Puppe am Abend den Fluten des Schlossbaches übergeben.
www.bad-waldsee.de/1005.html
 

Foto: (c) Martin Knauer, TMBW
Foto: (c) Martin Knauer, TMBW

Der Faselhannes zieht durch die Straßen von Bad Waldsee.