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Alles aus Liebe zum Holz

Workshops bei Schreiner Josche Frankenberger in Schaffhausen

 von Annette Frühauf


Seit 2015 ist wieder etwas los in der Schaffhauser Säge. Dort hämmert, sägt und bohrt Josche Frankenberger in seiner Erlebniswerkstatt - während seiner Kreativkurse und auch schon einmal mitten in der Nacht.

 

Gerade lehnt der Schwabe, der vor über drei Jahren von Stuttgart aufs Land oder passender in den Wald geflüchtet ist, entspannt am hölzernen Treppengeländer. Der Möbeldesigner zeigt auf die geöffnete Tür seines Gästezimmers und sagt: »Das ist mein Showroom«: Ein Bett - im Futon Stil - auf vier abgesägten Holzstämmen, zwei simple Hocker als Nachttische, ein schlichter Sekretär und ein Sofa, groß genug, um darauf zu schlafen.


Eigenkreationen des »verrückten Schwob aus dem Loch«
Möbel zum Selberbauen – mit Laien, die ihr Lieblingsstück eigenhändig fertigen möchten. Es sind alles Eigenkreationen des ‚verrückten ‚Schwob aus dem Loch‘ wie ihn seine Nachbarn nennen. Der Holzfreak nimmt es ihnen nicht krumm und macht einen höchst zufriedenen Eindruck, wie er so auf sein Reich aus dem 16. Jahrhundert blickt, das eingebettet, aber recht einsam, in einem kleinen Tal rund zwei Kilometer entfernt von Grafenhausen im Kreis Waldshut liegt.
Einst dienten die beiden Gebäude mit rund 500 Quadratmetern Wohn- und Arbeitsfläche als Säge und gehörten zu einem Kloster, später wurde ein Forst- und dann ein Ferienhaus daraus.
2014 entdeckte der Städter das Kleinod und zog binnen eines Jahres in den Hochschwarzwald. Hier ist Josche Frankenbergers neue Heimat mit Erlebniswerkstatt und Atelier: »Alles hier ist von mir, aus mir und mit mir«, sagt er lachend und nickt bekräftigend mit dem Kopf, auf dem er seine eine braune Kappe trägt – passend zum rot karierten Hemd und der Arbeitshose. »Holz ist für mich der lebendigste Werkstoff, den es gibt. Wenn mir um zwei Uhr nachts etwas Neues einfällt, setze ich es gleich um«, sagt der 45-Jährige, der neben dem Handwerker eben auch ein Künstler ist. Das sei in der Stadt undenkbar gewesen.


Inzwischen steht Frankenberger in seiner Werkstatt, in der es nach seinem Lieblingsprodukt riecht. An den Wänden sind Bretter aufgestellt – Zirbe, Eiche, Kiefer in verschiedenen Längen und Breiten. Ein Bollerofen verströmt Wärme und Gemütlichkeit. »Was will man mehr. Ich kann schalten und walten, wie ich möchte«, stellt er nicht zum ersten Mal fest. Hier hat der Feinmechaniker, Rahmenbauer, Vergolder und Fotograf, der vor Kurzem noch als Kulissenbauer Messestände fertigte, genug Raum, um eigene und fremde Ideen – nämlich die seiner Workshopteilnehmer – umzusetzen.
Heute hat er eine Gruppe, die nicht viel Zeit mitbringt. »Wir machen ein Vogelhaus«, erklärt er und hält ein Kästchen mit aufklappbarem Deckel in der Hand. Durchs Einflugloch passt nicht einmal ein Spatz, aber es geht ihm darum, dass jeder etwas aus eigener Kraft schaffen soll. »Am Ende ist es wichtig, dass man sagen kann - ich hab’s geschafft«, betont der Wahlschwarzwälder mit schwäbischem Dialekt.  »Ich hab‘ noch niemand mit halbfertigen Objekten aus dem Haus gehen lassen«, macht er klar. Dass das Zeug in der Regel auch gut aussehe, verstehe sich von selbst. Inzwischen klopft und hämmert es aus allen Ecken. »Geht doch, hört ihr den Klang«, freut sich der Schreiner. Wo’s mal nicht so klappt, ist er zur Stelle, springt mal hier und mal dorthin. Auch ein, »so klappt das net« ist zu hören. Dann legt Frankenberger selber Hand an - zieht einen krummen Stift aus dem Holz oder leimt noch einmal nach und ist ganz in seinem Element.


Stillstand kennt der Macher nicht: »Jedes Jahr fällt mir etwas Neues ein.« Neuerdings kehren bei ihm Wandergruppen ein, die während ihrer Rast einen Stiefelknecht machen. Ab und zu unterhält er mit Holzarbeiten auch Kinder auf Geburtstagspartys und ein benachbartes Paar kommt regelmäßig zum Küchenbau vorbei – mit dem Ziel, gemeinsam die Wunschküche zu schaffen. »Die meisten bauen ein Bett oder eine Kommode für einen ganz speziellen Platz«, weiß Josche Frankenberger inzwischen. Bei der Frage nach seiner Zukunft überlegt er kurz, lacht und sagt: »Klar habe ich Pläne, aber die verrat‘ ich nicht. Außerdem lebe ich gerne im Hier und Jetzt.« Das glaubt man ihm sofort.

 

                                                                                                                                                                                                                                                    Fotos: (c) Frühauf