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Mehr als nur Tradition

Maibaumstellen im Südwesten

von Mareike Kratt 

 

Die Hinweisschilder an den Ortstafeln weisen längst darauf hin: Zahlreiche Vereine und Dörfer laden in der Nacht zum 1. Mai traditionell wieder zum Aufstellen des Maibaums ein. Beim Aufstellen geht mittlerweile ganz klar die Sicherheit vor. Während vielerorts Firmen das Maibaum-Aufstellen übernehmen, gibt es aber auch noch Gemeinden und Dörfer, in denen traditionell Muskelkraft gefragt ist. Schließlich soll auf Spaß trotz maschineller Hilfe nicht verzichtet werden. 

 

Im Kreis Calw spielt die Tradition des Maibaum-Stellens eine große Rolle. In Bad Wildbad-Calmbach ist klassische Muskelkraft gefragt. In dem Dorf wird seit vielen Jahren der Maibaum in Begleitung mit dem Musikverein, dem Kindergarten und den Handwerkern feierlich ins Dorf transportiert und aufgestellt.
Doch nicht nur die Männer sind gefragt, die Kinder dürfen den Baum bevor er aufgestellt wird schmücken. Vor einer großen Anzahl von Besuchern wird der Maibaum dann mit Muskelkraft in die Höhe gestemmt und gestellt. Im Anschluss an das Spektakel ist dann noch eine Parade zum Festplatz.


Ähnlich sieht es im Nachbarkreis, dem Kreis Freudenstadt, aus. Dort werden die Maibäume größtenteils traditionell von den Feuerwehren gestellt.
Doch es kann auch anders sein: Nach einigen schweren Unfällen haben viele Landkreise reagiert und den Ablauf des Maibaumstellens geändert, Sicherheit geht schließlich vor. Auf Spaß soll aber trotz maschineller Hilfe nicht verzichtet werden.


Im Kreis Rottweil scheinen die Zeiten, in denen Maibäume durch reine Muskelkraft aufgestellt wurden, endgültig vorbei zu sein. Polizei und Sicherheitsbeauftragte sehen das Aufstellen mit sogenannten Schwalben (Holzstangen, an denen Seile befestigt sind) schon länger mit Sorge. In Dietingen-Irslingen wird der Maibaum künftig maschinell aufgestellt. Schweren Herzens trennten sich die Ortschaftsräte von einer langjährigen Tradition.


Auch im Zollernalbkreis wurde reagiert: In Schömberg-Schörzingen wird der Maibaum von einem ortsansässigen Unternehmer aufgestellt. Die Organisation liegt aber weiter beim 20er-Jahrgang. Grund für die Neuregelung ist die Haftung bei einem Schadensfall in Zusammenhang mit dem Stellen des Maibaums, wenn nachgewiesen werde, dass der Jahrgang die erforderliche Fach- und Sachkunde dafür nicht besitzt.


Im Schwarzwald-Baar-Kreis liegt die Entscheidung bei den Kommunen. Wenn Maibäume in Villingen-Schwenningen und Teilorten auf öffentlichen Flächen aufgestellt werden, muss die Stadt zumindest informiert werden und gegebenenfalls auch ein Antrag gestellt werden. Anders in Mönchweiler oder St. Georgen: Dort stellen die Feuerwehr und die Landjugend Brigach traditionell mit Muskelkraft die Bäume.
Ohne Sicherheitsvorkehrungen geht es aber nicht. Die Polizeibeamten haben die Zuständigen in der Region für dieses Thema sensibilisiert. Nach den Vorgaben dürfe niemand am Aufbau beteiligt sein, der alkoholisiert sei, und die Zuschauer müssten außerhalb des Fallbereichs (doppelte Baumlänge) gehalten werden.

 

 

Warum wird überhaupt ein Maibaum gestellt?
Am 1. Mai werden traditionell die Maibäume gestellt. Doch warum wird der Brauch überhaupt gefeiert? Da ist ein Blick ins Geschichtsbuch hilfreich, dort sind erste Hinweise auf Maibäume bereits im 16. Jahrhundert zu finden.
Ursprünglich war nämlich keine große Sause angesagt. Der Maibaum sollte die Dörfer vor bösen Geistern schützen. Heute hat der Brauch um den Maibaum gleich mehrere Bedeutungen: Mit seinen bunten Bändern ist er meist mit einem Dorffest verbunden. Ein weitere Tradition ist das gegenseitige Stehlen des Maibaumes benachbarter Dörfer. Deshalb wird dieser in der Nacht vor dem Aufstellen häufig von jungen Männern bewacht.
Nicht fehlen darf natürlich die Tradition der »Liebesmaien«, bei dem meist junge, unverheiratete Männer eines Dorfes vor den Häusern aller unverheirateten Frauen kleine Bäume, sogenannte Maien, aufstellen.