Wie aktuelle Outdoor-Trends den Tourismus im Ländle verändern
von Mareike Kratt
Aktivitäten in der Natur gehören schon lange zu den wichtigsten Reisemotiven in Baden-Württemberg. Welche Outdoor-Trends aktuell den Naturtourismus verändern und wie sich Urlaubsanbieter darauf
einstellen können, darüber informierten sich Reisefachleute vergangene Woche bei der Kooperationsbörse der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) in Stuttgart.
TMBW-Geschäftsführer Andreas Braun erwartet vor dem Hintergrund der aktuellen Klimadebatte eine wachsende Nachfrage nach Urlaubsreisen im eigenen Land:
»Wer unberührte Landschaften und wilde Natur erkunden möchte, braucht dafür nicht weit zu fliegen. Deutschlands Süden bietet mit seinen Mittelgebirgen, Wäldern oder Auenlandschaften
endlose Möglichkeiten für naturnahe Entdeckungen.«
Aus diesem Grund werde man 2020 mit dem Themenschwerpunkt
»Wilder Süden«
für Naturerlebnisse in Baden-Württemberg werben.
Neben den Klassikern Wandern oder Radfahren gebe es im Outdoor-Tourismus eine wachsende Nachfrage nach ungewöhnlichen, authentischen Erlebnissen. Das könne zum Beispiel eine Nacht unter freiem
Himmel oder eine Tour durch eine wilde Schlucht sein. Sogenannte Mikroabenteuer, für die man nicht um die halbe Welt reisen muss, erfreuten sich einer ständig wachsenden Beliebtheit, so
Braun.
Ausgelöst wurde der Hype um die kleinen Abenteuer von dem britischen Globetrotter Alastair Humphreys, der die Philosophie der
»Microadventures«
in Stuttgart vorstellte. Während die großen Expeditionen und Abenteuer in Alaska oder der Mongolei für die meisten ein schöner Traum bleiben, so Humphreys, brauche es nicht viel, um ein
unvergessliches Mikroabenteuer vor der Haustür zu erleben.
»Einen Baum hochklettern, auf einem Hügel schlafen oder in einem Fluss schwimmen«,
das könne man fast überall machen.
Auch in Deutschland sucht eine wachsende Zahl von Naturliebhabern nach diesen authentischen Erlebnissen und teilt ihre eigenen Abenteuer in sozialen Medien mit Hashtags wie #Microadventure.
Destinationen und Urlaubsanbieter in Baden-Württemberg stellen sich auf den Trend zunehmend ein. Dazu gehören etwa eine wachsende Zahl legaler Übernachtungsplätze im Wald, Survival-Camps oder
Wanderstrecken mit hoher Erlebnisqualität und ohne feste Wege.
Auch die Frage, was Touristiker darüber hinaus noch tun können, um auf die wachsende Nachfrage nach Mikroabenteuern zu reagieren, wurde diskutiert. Wichtiger als die Entwicklung neuer Angebote
ist für Alastair Humphreys, die Abenteuerlustigen auf der Suche nach geeigneten Orten zu unterstützen und ihnen zu zeigen, wie viel Natur es in nächster Umgebung gibt:
»Die Wildnis ist näher, als man denkt!«
Fotos: (c) Gregor Lengler