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Start-up

»Ich pfeif drauf, ich mach mich selbstständig!«

 von Peter Flaig

 

Vor drei Jahren fasst sich Umut Bora ein Herz und startet in eine unbekannte Zukunft. Outdoor-Sport ist seine Leidenschaft. Ob Rafting, Klettern, Canyoning oder Bergwandern – die Outdoor-Branche boomt. Selbst die 700 Euro Jacke, in der man getrost bei minus 30 Grad am Mount Everest biwakieren könnte, hat sich mittlerweile zum Statussymbol in Deutschlands Innenstädten entwickelt.

 

Dass die Branche nach wie vor einen großen Zulauf hat, merkt auch Umut Bora. Der Villinger hat sich 2013 selbständig gemacht und bietet mit seinem Ein-Mann-Unternehmen »Bora Outdoorsports« zahlreiche Aktivitäten rund um das Thema Outdoor an. Dass er dies nach drei Jahren immer noch tut, habe er zwar auch der positiven Branchen-Entwicklung zu verdanken, viel wichtiger sei aber sein langer Atem und seine Fähigkeit gewesen, sich von Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen, meint der 36-Jährige die bisherige Zeit seiner Selbstständigkeit Revue passierend.

 

Mit Sport Geld zu verdienen war nur ein vager Traum

 

Schon immer sei die Leidenschaft für den Sport und andere dafür zu begeistern, ein zentraler Bestandteil seines Lebens gewesen – dass er irgendwann damit Geld verdienen würde, wäre aber allenfalls ein vager Traum gewesen. In der Grundschule wollte er noch Sportlehrer werden, als klar wurde, dass Abitur und Studium zwischen ihm und seinem Berufswunsch standen, verabschiedete er sich von dem Gedanken. Stattdessen machte er eine Lehre zum Sanitär- und Heizungsinstallateur. Ständiger Begleiter war aber immer der Sport. Seit 14 Jahren ist Umut Bora begeisterter Kletterer, fährt Snowboard, macht Parkour, turnt – man könnte die Liste ewig weiterführen.

 

Zu seinem heutigen Beruf ist Umut durch einen Zufall gekommen. Die Chefin einer Kletterhalle in Rottweil, die auch andere Outdooraktivitäten anbot, fragte ihn, ob er an einer Rafting-Tour teilnehmen wolle. Umut fuhr mit und war begeistert: »Das Rafting hat mich gleich gepackt«, erinnert sich der 36-Jährige. Wenig später machte er eine Ausbildung zum staatlich anerkannten Raftguide. Eine Ausbildung zum Kletterpark-Trainer kam kurz danach dazu – alles neben seinem Beruf als Sanitär- und Heizungsinstallateur. Mit der Zeit habe er sich in seinem Beruf immer weniger wohlgefühlt, war frustriert. Zunächst hatte er ein Kleingewerbe angemeldet und nebenher Outdoor-Touren angeboten. Er habe dann nur noch zu 70 Prozent gearbeitet, sehr zum Missfallen seines damaligen Chefs.

 

Nachdem er noch den Schein zum Tiroler Bergwanderführer erworben hatte und die Arbeit als Sanitär- und Heizungsinstallateur immer belastender wurde, beschloss er: »Ich pfeif drauf, ich mach mich jetzt selbstständig!« Er kündigt und investiert sein letztes Erspartes, 12 000 Euro, in zwölf Paar Schneeschuhe. »Erst mal wusste ich nicht was ich machen soll. Zu erst Werbung oder doch etwas anderes? Es hat schon seine Zeit gedauert, bis ich mich und meine kleine Firma organisiert hatte«, meint Umut zur Anfangszeit.

 

Geholfen habe ihm am Anfang auf jeden Fall, dass er schon einige Kontakte in die Branche hatte: »So hatte ich im Sommer wenigstens die Raftingtouren, die ich vermittelt bekam«, erinnert sich Umut.

 

Kontakte sind enorm wichtig für ein Start-up-Unternehmen

 

Kontakte seien überhaupt eines der wichtigsten Dinge, für ein kleines Start-up wie das Seine. »Ohne Kontakte geht’s nicht«, gibt Umut anderen Jungunternehmern auf den Weg. Nicht zuletzt deshalb ist er in einem so genannten Unternehmensnetzwerk organisiert. »Hier kann ich andere Unternehmer kennen lernen, die zum Teil langjährige Erfahrung haben. Sie haben bereits Fehler gemacht, die ich schon von vorneherein nicht mehr machen muss«, beschreibt Umut die Vorteile eines solchen Netzwerks.

 

Ganz makellos war seine bisherige Laufbahn aber trotzdem nicht »Das gehört einfach dazu. Fehler können einen enorm weiterbringen«, meint Umut, der das ein oder andere Mal bereits Lehrgeld zahlen musste. »Ich bin auf jeden Fall vorsichtiger geworden und achte mittlerweile genau darauf was ich abgebe und mit wem ich zusammenarbeite«, fasst er seine bisherigen Erfahrungen zusammen. Seine positive Einstellung und die Begeisterung für die Sache haben ihn aber immer weitermachen lassen. »Ich bin auch schon mit zwei Personen an den Feldberg gefahren. Ihnen wollte ich aber genauso ein Erlebnis bieten, wie einer 20-köpfigen Gruppe«, meint Umut und fügt hinzu: »Selbständig zu sein ist ein Fulltime-Job. Wenn man da nicht zu 100 Prozent hinter der Sache steht, kann das nichts werden.« Zweifel an seiner Selbstständigkeit habe er immer ganz weit weggeschoben.

 

Die Begeisterung für den Outdoor-Sport merkt man dem 36-Jährigen an, wenn er von seinen bisherigen Erfahrungen erzählt. Dass viele Leute immer wieder bei ihm buchen, ist daher kaum verwunderlich. »Ein Schlüsselerlebnis war meine erste Schneeschuh-Tour. Der Tourguide hat sich damals nur kurz vorgestellt und ist dann den Rest der Wanderung vorausgelaufen und hat keinen Ton mehr von sich gegeben. Damals dachte ich mir: Das kann ich auf jeden Fall besser.« Deshalb stehe für ihn neben dem Sport der Spaß der Tour-Teilnehmer im Mittelpunkt. Das Naturerlebnis komme als Bonus noch dazu.

 

Neben Alpinen Wandertouren, Rafting, Canyoning oder Kletterkursen sind zunehmend auch Angebote für Kinder und Jugendliche dazu gekommen. »Ich leite an vier Schulen im Schwarzwald-Baar-Kreis Parkour-AGs und habe auch schon ein zweiwöchiges Landschulheim komplett organisiert«, beschreibt Umut sein immer größeres Interesse, mit Kindern und Jugendlichen zusammen zu arbeiten.

 

Freizeitgestaltung hat sich über die Jahre stark verändert

 

Der große Zulauf zum Outdoor-Sport ist für Umut Ausdruck einer über die vergangenen Jahre deutlich veränderten Freizeitgestaltung. »Die Leute haben immer weniger Zeit und versuchen deshalb ihre Freizeit möglichst qualitativ hochwertig zu nutzen. Sie wollen etwas erleben und suchen immer öfters auch den gewissen Kick». Aber er sieht diese Entwicklung zum Teil auch kritisch. »Immer öfters kommt es vor, dass ich beim Canyoning etwa in den Schluchten Schlange stehen muss. Auch beim Schneeschuhwandern ist es zum Teil keine Seltenheit, dass man am Feldberg, mitten in der Natur, gleich mehreren Gruppen über den Weg läuft«, beschreibt Umut einige Situationen, die verdeutlichen, wie groß der Ansturm auf den Outdoor-Sport teilweise ist. Gerade auch aufgrund solcher Entwicklungen sucht Umut nach immer neuen Wegen seinen Kunden ein möglichst unverfälschtes Naturerlebnis zu bieten.

 

In Zukunft will er langsam aber sicher wachsen. »Vielleicht kann ich irgendwann auch ein, zwei Mitarbeiter einstellen«, meint Umut, der in Zukunft verstärkt Events für Firmen anbieten will. Denn nichts stärke den Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe und fördere die Motivation so, wie ein sportlicher Tag im Freien.

 

Weitere Informationen unter: www.bora-outdoorsports.de

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