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Wenn der Ranger zum Werwolf wird

»Luchs und Wolf« im Haus der Natur am Feldberg

von Birgit-Cathrin Duval

 

Gehasst, geliebt, gefürchtet – der Wolf spaltet die Deutschen. Mit dem Ausstellungselement »Luchs und Wolf« im Haus der Natur beleuchtet das Naturschutzzentrum Südschwarzwald  das brisante Thema auf ungewöhnliche Weise.

Der Luchs taucht seit 20 Jahren immer wieder einmal im südlichen Schwarzwald auf. Im Haus der Natur sind die Luchspostkarten der Verkaufshit, sonst nimmt vom der Raubkatze mit den Pinselohren kaum jemand Notiz. Anders verhält es sich beim Wolf: Seit im Juli 2017 der erste Wolf im Schwarzwald auftauchte – er wurde erschossen im Schluchsee aufgefunden – stieg das Interesse der Besucher im Haus der Natur sprunghaft an.
Wie aber das Thema angehen, um fachlich fundierte Informationen zu vermitteln und gleichzeitig Wolfsbefürworter ebenso ausgewogen wie Wolfsgegner zu Wort kommen lassen?
Ein Fall für den Feldberg-Ranger Achim Laber, dem die Projektleitung übertragen wurde. Noch nie habe er sich bei einem Thema so schwergetan wie bei diesem, gibt Laber beim Ortstermin im Haus der Natur zu. Seit 15 Jahren entwickelt er gemeinsam mit Dirk Adam Kurzfilme, in denen der Feldberg-Ranger Wissenswertes zum Naturschutzgebiet auf aberwitzige Art vermittelt. Doch spätestens beim Thema Wolf ist Schluss mit lustig. Sollte man meinen. 
"Das neue Ausstellungselement beschränkt sich auf eine drehbare Schautafel in der Luchs- und Wolfsnachweise im Naturpark Südschwarzwald verzeichnet sind, einer großen Schautafel mit Fotografien und integriertem Bildschirm, sowie einem weiteren 3D-Element, das Presseschlagzeilen in Wort und Bild einblendet. Herzstück ist der Steuerungsmonitor, über den sich die Filme abspielen lassen.

Laber wischt mit dem Finger über den Monitor und drückt auf Intro. Film ab! Der Feldberg-Ranger sitzt mit seinen Kumpels in der Stube beim Cego-Spiel, das hauptsächlich in Baden und im Schwarzwald gespielt wird. Cego, so erklärt Labers Stimme aus dem Off, »trainiert den Schwarzwälder Intellekt und macht saumäßig Spaß.« Die fröhliche Stimmung schlägt um, als das Thema Wolf aufkommt. Seine Spielpartner, Fidelius alias Martin Wangler als Wolffreund und Bauer Niki (Nikolaus König) der den Wolfshasser mimt, geraten sich darüber in die Haare.
Das Trio am Stammtisch bildet das Setting für insgesamt elf Kurzfilme, die sich mit Fragen wie »Wie viele Wölfe verträgt Deutschland?«, »Wann ist der Wolf ein Problemwolf?«, »Was sind Unterschiede zwischen Luchs und Wolf?« und »Was tun, wenn der Wolf kommt?« beschäftigen.
Was aber tun, wenn der Wolf tatsächlich kommt? Was man auf keinen Fall tun sollte, demonstriert Fidelius Waldvogel, der den Wolf mit einer Wurst füttert bevor der Feldberg-Ranger ihn über Verhaltensregeln (»Mach dir nie einen Wolf zum Kumpel«) aufklärt. Wölfe, die sich an den Menschen gewöhnen werden erst recht zu Problemwölfen. Deshalb nie einen Wolf mit Futter anlocken oder gar zu füttern versuchen, mahnt der Feldberg-Ranger.


Was fressen denn Luchs und Wolf eigentlich? Urkomisch erklärt Fidelius das perfekte Abendessen für den Wolf: »Innereien – beißt nicht, kratzt nicht, läuft kurz davon, eine kleine Hatz gehört zu einem guten Mahl dazu.« Der Luchs hingegen findet es entwürdigend anderen hinterher zu rennen. Er wartet lieber ab und schnappt sich die Beute. Wie, das demonstrieren Fidelius und der Ranger, die sich plötzlich in Werwölfe verwandeln und über einen Kadaver herfallen.
Bei allem Humor und der Schauspielkunst der drei Protagonisten kommt die kritische Betrachtung nicht zu kurz. Neben den drei Schwarzwäldern kommt ein Lausitzer Ranger, der in seinen 21 Dienstjahren noch nie einen Wolf gesehen hat, zu Wort, was insofern bemerkenswert ist, da das Gebiet die höchste Wolfsdichte Europas hat. Der Wolfsexperte Peter Sürth berichtet über Verhalten der Wölfe, die er seit 20 Jahren erforscht. Wer sich eine halbe Stunde Zeit nimmt, um die elf Kurzfilme anzusehen, wird nicht nur bestens unterhalten, sondern erfährt Interessantes über die Lebensweisen von Luchs und Wolf und kann sich seine eigene Meinung zum Wolf bilden.
Die Gespräche am Stammtisch werden übrigens im Dialekt geführt. Gäste, die nicht aus dem Schwarzwald stammen, können sich eine Übersetzung mit Untertiteln auf Deutsch, Englisch und Französisch zuschalten.

Weitere Informationen:
Adresse: Haus der Natur, Dr.-Pilet-Spur 4, 79868 Feldberg
Öffnungszeiten: Täglich geöffnet von 10 bis 17 Uhr, an Montagen zwischen November und Mai außerhalb der Schulferien  geschlossen Preise: Erwachsene 4 Euro (ermäßigt 3 Euro), Schulkinder ab sechs Jahre 2,50 Euro, Familien 10,50 Euro
Parken: Am Parkhaus am Feldberg
www.haus-der-natur-feldberg.de

 

                                                                                                                                                                                                                                         Fotos: (c) Birgit-Cathrin Duval