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Mit viel Liebe zum Detail

Maskenschnitzer Mathias Aiple lässt wahre Gesichter entstehen

von Mareike Kratt

 

»Narro, siebe Sih, siebe Sih, sind Narro gsi« - die fünfte Jahreszeit steht vor der Tür, natürlich auch in der Fasnetshochburg Rottweil. In der aktuellen WALDRAUSCH-Ausgabe und im Video schauen wir dem Rottweiler Maskenschnitzer Mathias Aiple über die Schulter, der mit seiner Schnitz- und Malkunst den Fasnetsgesichtern Leben einhaucht.

 

Fassmaler
Es ist nicht nur die bloße Larve (Maske), die Mathias Aiple aus Lindenholz entstehen lässt, es ist der individuelle Charakter und Ausdruck, den er mit seiner Schnitz- und Malkunst der Fasnetsfigur verleiht. Für die Rottweiler Fasnet ist Aiple unverzichtbar geworden: Denn alle Rottweiler Larven werden aus Lindenholz geschnitzt und dann bemalt.
Doch wie funktioniert diese Bemalung? Sie heißt übrigens gar nicht so, sondern Fassung. Bei der Fassmalerei handelt es sich um die filigrane Kunst, hölzernen Schnitzarbeiten oder Möbeln den letzten Schliff zu verleihen. Das finale Aussehen dieser Arbeiten wird durch das Bemalen oder Vergolden erreicht. Fassmalerei hat also nichts mit Fässern zu tun: Das Wort »Fassung«wird vom französischen »Facòn« abgeleitet, bedeutet also so viel wie Art oder Weise. Die Fassmalerei gilt als uralte Handwerkskunst, sie hat eine jahrhundertelange Tradition: Sie entstand aus dem Handwerk der Maler im 15. Jahrhundert. Aus dieser Zeit sind in vielen Städten eigenständige Meisterprüfungen im Vergolder- und Fassmalerhandwerk bekannt. In der Spätgotik wurde versucht, der Skulptur ein möglichst realistisches Aussehen zu geben. Ein alter Ausdruck für Fassmaler ist »Staffiermaler«, im 18. Jahrhundert war im deutschen Raum auch die Bezeichnung »Peintre-doureur« üblich. Im Mittelalter wurden alle Holzskulpturen mit einer farbigen Fassung versehen.
Natürlich geht auch Mathias Aiple nach der alten Technik vor. Er bearbeitet die Larve immer wieder mit Leim und Kreide. »Dadurch wird die Oberfläche ultraglatt.« Mit einer Öl-Lasurtechnik bringt der Schnitzer drei bis fünf Schichten Fassung auf. »So bekommt das Gesicht die nötige Tiefe. Idealerweise hält die Bemalung bis zu 200 Jahre«, erklärt Aiple. Zum Schluss wird alles mit einer Lackschicht versiegelt.


Fassmalerzeichen
Larven aus Rottweil, Villingen, Bonndorf und vielen Orten der Baar haben zum Teil eine Besonderheit: Sie haben ein Fassmalzeichen. Dieses ist meist im Bereich der Schläfen angebracht und hat oft die Form eines Mondes oder der Sonne und ist mit Punkten, Tropfen oder Speeren vervollständigt. Über die Bedeutung der Zeichen gibt es keine gesicherten Angaben. Sie sind heute die Signatur des Fassmalers. Diese Art der Signatur ist nicht weit verbreitet, sie kommt nur in den oben genannten Gebieten vor. Jeder Maler hat sein eigenes Zeichen oder hat es von einem Vorfahren übernommen. In Rottweil sind einige dieser Zeichen bekannt – so natürlich auch jenes von Mathias Aiple.