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»What the fuck is heimat«?

Offenburger Künstler Stefan Strumbel stellt in Donaueschingen aus

von Mareike Kratt

 

»Heimat« ist cool und in aller Munde – nicht nur im Schwarzwald. Dass der Begriff seinen volkstümlichen Beiklang verloren hat, ist nicht zuletzt dem Offenburger Pop-Art-Künstler Stefan Strumbel zu verdanken. Eine Madonna mit Basecap, eine Kuckucksuhr mit Stones-Zunge: Strumbel verwandelt Heimatkitsch in Kunst.

Eine Ausstellung im 2-Raum im Donaueschinger Museum Art.Plus zeigt ab dem 18. November seine neuesten Werke – und gleichzeitig einen Wandel in seinem künstlerischen Schaffen.

Strumbel hat in den Neunzigerjahren als Sprayer in Unterführungen und Bahnhöfen angefangen, mit traditionellen Schwarzwaldmotiven wie die Kuckucksuhr, die Kirschtorte oder den Bollenhut gebrochen und diese neu in Szene gesetzt. Damit trifft er den Nerv der Zeit und gehört zu den Shootingstars der Szene, für den sich bereits bekannte Sammler wie Karl Lagerfeld und Hubert Burda interessierten.

Seine plakativen Provokationen nach dem Vorbild des Amerikaners Jeff Koons kommen an. »What the fuck is heimat?« – eine Frage, die Strumbel in englischsprachigen Ländern oft gestellt wird, gehört zu seinen Lieblingszitaten. Habe vor einigen Jahren noch niemand von »Heimat« gesprochen,  werde sie mittlerweile kommerziell ausgeschlachtet wie noch nie, meint Strumbel. Dagegen will der tätowierte Künstler (Jahrgang 1979) mit den Mitteln der Werbeästhetik ankämpfen. Doch schaut man tiefer in den Schwarzwald hinein, merkt man schnell, dass mittlerweile auch andere Künstler auf den Verfremdungs-Zug aufgesprungen sind.

 

Künstler Stefan Strumbel (*1979)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Arbeiten, die das Museum Art.Plus in seiner Ausstellung zeigt, machen daher einen Wandel in seinem Schaffen deutlich, das nun viel reduzierter und abstrakter daherkommt. Sie zeigt Neonarbeiten, die an Lebkuchenherzen vom Jahrmarkt erinnern und mit teils derben Statements den Betrachter direkt ansprechen, Wandobjekte aus facettierten Spiegeln, die Umraum und Betrachter dekonstruieren und ihm ein Verorten im Raum unmöglich machen sowie Installationen aus Keramikvasen und Milchkannen im Innen- und Außenraum des Museums.

 

Stefan Strumbel, untitled, 2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


© VG Bild-Kunst, Bonn, 2018

 

Im Zentrum von Strumbels aktueller Werkphase steht die heute allgegenwärtige Luftpolsterfolie. Für den Pop-Art-Künstler steht sie sinnbildlich für den Schutz von allem, was man transportieren und bewahren will, seien es nun Werte, Inhalte, Überzeugungen oder Gefühle. Strumbel verpackt Alltagsgegenstände, aber auch kulturelle Artefakte in das schützende Material und überträgt die sorgsam mit Klebeband verschnürten Pakete in Bronze- und Aluminium. Dergleich veredelt, wird die Verpackung selbst zum Kunstobjekt.

 

Stefan Strumbel, untitled, 2018

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

© VG Bild-Kunst, Bonn, 2018

 

Die Ausstellungseröffnung im Museum Art.Plus in Donaueschingen, bei der Stefan Strumbel vor Ort ist, findet am Sonntag, 18. November, 12 Uhr, statt. Die Eröffnungsrede hält Bernhard Prinz von Baden. Der Eintritt ist ganztägig frei. Die Werke sind bis zum 24. März 2019 im 2-Raum zu sehen.

Weitere Infos unter www.museum-art-plus.com.